Aufregend, aufregend.  Schon den ganzen Schultag über hatte ich nur den nächsten Tag im Sinn. Selbst für die süße Blonde Ulrike hatte ich keine Augen. Sie wusste, was wir planten. Während des Geschichtsunterrichts trank ich mit Jens zusammen Lambrusco. Oder war es Sangria? Egal, irgend einen billigen Fusel.

Zu Hause packte ich dann die letzten Sachen. Die Alten wollten noch einmal genau wissen, wie und wann wir fahren würden. Mit der Prinz Hamlet nach London, war meine Antwort. Dort würden wir meine Tante besuchen. Bis die Alten an diesem Tag besoffen waren, musste ich mir noch das ewige Gelaber über ‘Wie man sich benimmt’ anhören. Fängt das sich-benehmen nicht schon gegenüber den Kindern an? Abends schluckten Tom und ich noch ein paar Tabletten mit Bier. Bei ihm zu Hause war mal wieder Stress.

Abends telefonierten Michi und ich noch recht lange. Natürlich rief ich aus einer Zelle an, damit meine Alten nicht mithörten. Michi stellte die interessante Frage, warum ich Charlottes Briefe nicht beantwortet hatte. Klare Antwort meinerseits: weil ich sie nicht erhalten hatte. Wie so manche andere Sachen hatte meine treu sorgende Mutter die Briefe abgefangen. Viele Jahre später, nachdem sie gestorben war, fand ich immerhin einen davon. In dem wurde die Frage gestellt, warum ich mich nicht mehr melden würde. Der Brief stammte zwar nicht von Charlotte, aber ihren Briefen war es wohl genauso ergangen.

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