Der Regen fällt, die Sonne macht Pause. Aber das ist egal, denn das, was vor mir auf dem Tisch liegt, lässt meine nähere Umgebung verblassen.
Zahlen und Buchstaben – sie fügen sich zu einer Geschichte zusammen. Seit Stunden versuche ich eine graphische Linie zu zeichnen. Sie verbinden Jahreszahlen, Daten aus meiner Vergangenheit. Eine Art Muster wird sichtbar, aber es fehlt noch einiges. Immer wieder reiße ich eine Seite aus dem großen Block und stopfe sie in den Müll. Dann fange ich wieder von vorne an. Die Gedanken an manche Dinge tun mir weh und ich muss an den Satz eines Suchthelfers denken, mit dem ich viele Stunden verbracht hatte: ‘Wenn es weh tut und du die Koffer packen willst, dann bleib, denn dann wird es interessant’. Und so trage ich noch einmal die Daten ein und die Vergangenheit ist plötzlich Gegenwart. Das Begräbnis meines Vaters, als ich schon Früh am Morgen in die Stadt fuhr, Schnaps tankte und dann wenige Stunden später die unausweichliche Beerdigungsfeier mitmachte. Dann der Tot meiner Mutter, als ich ein letztes Mal mein Zimmer sah, in dem in aufwuchs und natürlich die Wohnung, in der so viel falsch gelaufen war.
Es ist nicht einfach, sich der Vergangenheit zu stellen, doch das Schwierige daran ist herauszufinden, warum waren manche Dinge so? Warum ich die Schule schwänzte und statt dessen auf dem Dachboden die Stunden mit Tabletten und Alkohol verbrachte, nun, das war mir schon klar. So lange war es ja auch nicht her das mir die ganze Schule auf den Sack ging. Aber wieso das niemanden auffiel wenn ich schon am hellen Tag zugedröhnt war, das verstand ich nicht. Aber letztlich war es egal, denn das trug ohnehin nicht zur Lösung bei. Wichtiger war die Frage: wie konnte es so weit kommen, dass die Dinge so waren?
Ich fühlte mich gut, ich fühlte mich stark, ich fühlte mich auf dem richtigen Weg. Doch schon am nächsten Wochenende wurde ich auf den Boden der Tatsachen zurück geholt.
Da ich inzwischen die Klinik alleine verlassen durfte, unternahm ich einen kleinen Tagesausflug. Mein Schreck war kein geringer, als ich ein befreundetes Ehepaar traf und es unmöglich war, auszuweichen. Herzliche Begrüßung und dann die verhängnisvolle Frage: ‘Und was machst du hier?’
Ich stotterte etwas von Behandlung wegen Rückenschmerzen. Nachdem sich unsere Wege wieder getrennt hatten, schämte ich mich. Nein, ich schämte mich nicht nur, ich war wütend. Wütend über mich selbst. Rückenschmerzen? Welch eine feige Ausrede! Feigling! Nichts gelernt. Gar nichts!
Nein, ich war noch lange nicht auf dem richtigen Weg und diese E
tat weh.
Ganz schön heftig.
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– Alkohol