Auswege und Rückfälle

Viele denken: ‘das schaff ich schon alleine’. Sicher, eine Weile mag das gutgehen, aber der Rückfall ist in der Regel vorprogrammiert. Ich hab es unzählige Male probiert und bin immer wieder gescheitert. Und warum? Weil ich gar nicht mit dem Trinken aufhören konnte und wollte. Der Alkohol war nach all den Jahren ein Teil von mir geworden. Ein Teil, der mich beherrschte und gegen den ich machtlos war, eine tückische Krankheit.

Die Anzahl derjenigen, die es alleine dauerhaft schafft, ohne Alkohol auszukommen, liegt bei unter einem Prozent. Die Faustregel ist: je länger jemand getrunken hat, desto schwieriger wird es, ohne fremde Hilfe von alleine aufzuhören. Da ein gesteigertes Trinkverhalten nur dem Betroffenen selbst zunächst auffällt, ist es klar, dass es noch eine ganze Weile – in der Regel einige Jahre – dauern wird, bis es seinem Umfeld bewusst wird, dass etwas nicht stimmt. Vom Alkohol getrieben, wird nun ein Versteckspiel gestartet, es wird gelogen und beschwichtigt mit dem Zweck, den nächsten Schluck Stoff in sich zu schütten. Nur das zählt: der nächste Schluck. Auf dem Weg dahin ist (fast) jedes Mittel recht. Natürlich bleibt es nicht bei einem Schluck, denn der Kontrollverlust sorgt dafür, dass der nächste Totalabsturz sicher ist.

Angehörige stehen hier vor einem Riesenproblem. Schnell werden sie zu Co-Alkoholikern, sei es, dem Chef gegenüber eine Entschuldigung für den Arbeitsausfall nach Trunkenheit zu liefern oder sei es das Beschwichtigen gegenüber Nachbarn. Aber welche andere Chance haben Angehörige denn?

Da dieses Problem nicht alleine und nicht ohne fachmännische Unterstützung zu lösen ist, müssen sich Betroffene und Angehörige mit einer Beratungsstelle für Suchtgefahren in Verbindung setzen. Eine Beratung kostet nichts und nur sie kann neue Wege aufzeigen.

Alles weitere, ob Therapie oder Einzelgespräche, wird zu entscheiden sein. Entscheidend aber ist, dass dieser erste Schritt gemacht wird. Anders geht es nicht. Es ist zudem wichtig für den direkt Betroffenen zu wissen, dass er/sie nicht alleine ist.

Dieses Modewort ‘sich outen’. Das ist der erste Schritt.

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