Vorwort

Wie alles begann.

Ist es möglich, festzustellen wann eine Sucht begann und wie sie ausgelöst wurde? Jahrelang habe ich mich das gefragt und nach nunmehr vielen Jahren der (zufriedenen) Trockenheit glaube ich, zumindest einen Ansatz in der Logik der Entstehung des Alkoholismus zu sehen. Vieles hier ist natürlich zwangsläufig auf meinen Fall bezogen, doch von der Tendenz her sind alle Erfahrungen von Alkoholkranken einander ähnlich.

Gehört und gelesen habe ich tausende dieser Geschichten. Noch in meiner ‘nassen Phase’ habe ich versucht, Gemeinsamkeiten und Muster zu entdecken. Es gibt sie. In all diesen unzähligen Gesprächen mit direkt Betroffenen habe ich mich selbst in 99% aller Fälle wiedererkannt.

In diesem Blog wird deshalb versucht, die Entstehung einer Alkoholsucht nachzuvollziehen und Lösungen für eine Behandlung dieser Krankheit aufzuzeigen.

In dem Archiv namens 1972 wird mittels einer eigenen Biographie beschrieben, nach welchen Ereignissen die bereits latent vorhandene Alkoholkrankheit ausbrach. Daher auch der Titel Alkohol72 dieses Blogs. Es beginnt hier mit dem letzten Kapitel Mittwoch, Day -2

Der Blog führt dann weiter über viele Jahre bis hin zu einer stationären Therapie – die zu einem Erfolg führte. Der Autor dieses Blogs ist seit fast 25 Jahren trocken.

Noch ein paar Worte zu der Bezeichnung ‘direkt Betroffene/Betroffener’. Ich wähle bewusst diese Bezeichnung, da eine alkoholkranke Person oft ein ganzes Umfeld, sprich Familie mit sich reißt. Ehrlich gesagt, weiß ich manchmal nicht, für wen die Alkoholkrankheit schwerer und belastender ist.

Viele selbst ernannte Fachleute versuchen alkoholkranke Menschen in ein Schema zu pressen, das da lautet  Erleichterungstrinker, Gelegenheitstrinker, Gewohnheitstrinker, Voll-Alkoholiker. Das halte ich für eine gefährliche Sache, es suggeriert dem Alkoholkranken, dass er/sie sich womöglich noch auf einer Stufe befindet, die nur ‘halb so schlimm’ ist und mit ein bisschen weniger trinken zu lösen sei. Das ist genauso gefährlich, als liefe ich mit geschlossenen Augen über eine belebte Autobahn. In der Regel klappt das nicht.

Eine Ausnahme bildet allerdings der sog. Quartalstrinker. Ihn beneide ich in der Tat nicht, da bedingt durch die langen ‘Trockenzeiten’ zwischen seinen Saufphasen eine Diagnose erschwert wird.

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