Heute mal ein Gastbeitrag, ein Gedicht von Gabi, das sie über ihre Alkoholsucht geschrieben hat:

NICHT ICH… – ICH

Hübsch angepasst und wohlgelitten
bin durch das Leben ich geschritten,
eifrig bemüht, die andern zu studieren,
um jederzeit wie sie zu reagieren,
zu lachen nur im Allgemeingelächter,
meinem Gefühl ein steter Argus-Wächter.
Wie war das schön: Ein jeder mochte mich.
Nur tief in mir war ich – nicht ich.

Dein Tod hätt’ mich vor Schmerz zerreißen müssen,
doch meine Seele wurde nur zu Stein.
Ich funktionierte weiter wie bisher.
Jedoch das letzte Stückchen Selbst in mir
das wollte schreien, brauchte ein Ventil
und fand’s in jedem hochprozentigen Getränk.
Das Ich in mir ging einen langen, schwarzen Pfad.
Doch jenseits einer lichten Schwelle
fand ich Erkenntnis, die es vorher niemals gab:

Ich steh’ und falle nicht mit eurem Mögen
ich sag „Na und?“, wenn ihr euch echauffiert
und reg’ mich auf ganz ohne euren Segen,
lach’ an den „falschen Stellen“ auch ganz ungeniert.
Ich bin nicht mehr so schrecklich angenehm,
bin wie das Wetter rasch veränderlich,
zuweilen euch sogar recht unbequem.

Was soll’s? Heut bin ich – ich.

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