Der Tag begann mit der Meldung, dass mittlerweile der 11. Patient seit dem ich hier bin, verschwand. Er kam einfach nicht vom ‘Miniurlaub’ zurück. Dieser Miniurlaub, auch ETT (Externe Therapie Tage) genannt, dient dazu, unerledigte Dinge zu Hause zu erledigen oder ganz einfach mal wieder Verwandte, Freunde und Bekannte zu besuchen. Letzteres ist schwierig, wenn man in Scheidung lebt und die einzigen ‘Freunde’ die aus der Kneipe sind. So sitzt man/frau dann alleine in den 4 Wänden und die Vergangenheit kommt viel zu früh zurück in den Alltag. Unvorbereitet fällt man/frau dann schnell in die alten Verhaltensmuster.

Und wer war der, der einem immer in solchen Situationen geholfen hat? Richtig, der Alkohol.

So manches Mal – sofern es möglich war – saßen wir dann zusammen. Warum hast du wieder getrunken? Was ist in dir vorgegangen? Die Antworten waren vielfältig, doch sie kamen alles auf das Gleiche heraus: ‘Ich weiß es nicht’, ‘Es überkam mich einfach’, ‘ich kann mich nicht erinnern’.

Ehrlicher wäre wohl der Satz gewesen ‘ich war noch nicht soweit’.

Doch die Zeit hier ist kurz, viel zu kurz. Mittlerweile wurden die  Leistungen zur medizinischen Rehabilitation immer weiter gekürzt und die Dauer der ‘Entwöhnungsbehandlung’ immer kürzer. So manches Mal wurde ein Patient wieder in die vermeintliche Freiheit entlassen gerade als er sich seinem Problem näherte. Nicht jeder schafft es – oder hat das Glück – sich seinem Problem schnell zu nähern. Dieses ‘Klicken im Kopf’, von dem ich so oft von abstinenten Bekannten gehört hatte – ich sollte es erleben. Doch mehr dazu in den folgenden Artikeln.

Im Moment beunruhigt mich der stämmige Typ mit den dunklen Haaren und den dunklen Augen. Er war gerade im Miniurlaub und seitdem ist er noch verschlossener als vorher. Er will sogar nicht mit zum Tischtennis. Was ist passiert?

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