Freitag 21.7. – Montag 14.08.

Morgens Lagerfeuer und Lagebesprechung, während neben uns das Loch in der Sonne glänzte. In der Tat hatten wir einen ungewöhnlich guten Sommer erwischt. In dem Pub No. 1 erfuhren wir, dass hier alle 7 Jahre der Sommer gut sei. Warum das so war, fragten wir nicht, denn es war schon so manches Mal schwer genug, einen angetrunkenen Schotten zu verstehen, zumal er sich eines lokalen Dialektes bemächtigte. Je später der Abend, desto mehr lokaler Dialekt. Pub No. 1 war unser Lieblingspub und wären wir nicht so oft eingeladen worden, hätte es nicht mal für ein mittleres Besäufnis  gereicht. War am Mittwoch und Sonntag Pub No. 1 geschlossen, dann gingen wir in Pub No. 2. Es hatte sich längst herumgesprochen, dass die beiden ‘Tramps aus Germany’ wenig Geld hatten, aber Pfundskerle waren. Überhaupt waren Deutsche sehr beliebt hier.

So manches Mal stieß mich mein Freund an ‘Hey, pennst du schon?’, und tatsächlich war ich in Gedanken zu Hause. Nicht, weil ich es vermisste, nein, es war die Kneipe, die Kneipe oder besser gesagt: eine von den vielen Kneipen zu Hause.

‘Hol mal eine Flasche Korn und sechs Flaschen Bier!’ so lautete oft das, was am Wochenende geplant war. Für mich fiel eine Tafel Schokolade ab und somit war ich ein williger Co-Alkoholiker meiner Eltern. Das war die eine Variante. Eine weitere war, dass meine Mutter mich losschickte, meinen Vater zu suchen. Da gab es zunächst mal die Kneipe ‘Bei Bergler’ um die Ecke. Die günstige Lösung, denn der Heimweg wäre nicht so lang und beschwerlich.  Wurde ich da nicht fündig, so befanden sich 3 weitere Kneipen kurz hintereinander, etwa einen knappen Kilometer entfernt. Und so saß ich dann und wartete, bis mein Vater sein Glas geleert hatte, bis er zu ende diskutiert hatte und bis es auf den wackeligen Heimweg ging.

Dann gab es die dritte Variante, die in der Regel darin bestand, dass ich schon im Bett lag und meine Mutter mich heraus rief: ‘Hilf mir mal, Papa hoch zu tragen!’ So lag er dann unten vor der Haustür, lallend und unfähig, sich auf den Beinen zu halten. Bis in den 3. Stock mussten wir ihn stützen, während er irgendwelche Dinge von sich gab, wie dankbar er sei und dass wir die Liebsten wären.

Doch diese gespenstischen Gedanken waren nur von kurzer Dauer, obwohl ich, wie mein Freund meinte, so manches Mal trübsinnig vor mich hin gestarrt hätte. Ehrlich, das war mir nie bewusst.

Merkwürdiger Weise kamen diese Gedanken öfter, je mehr sich die Reise ihrem Ende neigte.

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