Hatte ich schön erwähnt, wie grün die Bäume und das Gras sind? Wie wunderschön die Natur ist?

Es ist ein wundervolles Erlebnis, wenn alles um einen herum wieder ‘farbig’ wird. Sehr, sehr oft höre ich das auch von anderen. Es ist, als ob die Seele wieder gesund wird, als wenn all die Farben wieder richtig intensiv sind. Der Grauschleier ist verschwunden.

In der Tat habe ich die letzten Jahre nur noch versucht ‘zu funktionieren’, irgendwie den Tag zu überstehen. Glücksgefühle? Höchstens, wenn die Flasche voll war. Nein, die Tage waren nur noch grau und das Leben war eine Last.

Gar nicht so schön waren an diesem Tag die Gruppensitzungen und das hatte seine Gründe. Klar, es gibt gute, interessante Gruppensitzungen in denen ich viel für mich mitnehmen kann. Es wird über Dinge geredet, die ich reflektieren kann. So manches Mal verließ ich eine Gruppensitzung und hatte jede Menge Stoff zum Nachdenken. Mal mehr, mal weniger, doch eigentlich hat jede Gruppensitzung ein bisschen bewirkt. Das kann in positiven als auch im negativen Sinne sein, aber eben solche Gruppensitzungen, in denen ich mich ärgere oder sogar langweile haben manchmal doch einen Sinn.

So wie diese, als der ältere Typ mit den roten Backen einen Vortrag, die sog. ‘Lebenslinie’ halten musste. Diese Lebenslinie ist eine Aufstellung all dessen, was sich im Leben des Patienten ereignet hat; mit all seinen Höhen und Tiefen. Diese Linie, die dabei entsteht, wird quasi mit dem ‘Lebenswertgefühl’ verbunden. Aber dazu später mehr. So also berichtete der ältere Typ, beschönigte, verdrehte und verschleierte. Es machte mich wütend, so offensichtlich angelogen zu werden und natürlich ging es meinen Mitpatienten ähnlich.

Ebenso ärgerte ich mich in der Infoveranstaltung, als einige Neuankömmlinge es für das Natürlichste der Welt hielten, auch in Zukunft Alkohol im Hause zu haben. Begründet wurde das damit, dass für Besuche Alkohol vorrätig sein solle.

Am Abend bat ich dann einen der ‘Älteren’, mit mir spazieren zu gehen. Natürlich hatte das nur den Zweck, mich über diese ‘Negativerlebnisse’ auszutauschen. Eine seiner Bemerkung dazu war so verdammt treffend, dass dieser Tag letztlich doch so enorm wichtig für mich wurde:

‘Ärgerst du dich deshalb, weil du dich selbst wiedererkannt hast?’

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