Mein erstes Wochenende beginnt hier und ich nehme die Gelegenheit wahr, mich mit dem Rothaarigen zu unterhalten. Wir gehen spazieren,  doch irgendwie werde ich aus ihm nicht schlau. Immer versucht er aufzutrumpfen und provoziert. Na schön, sein Problem. Vielleicht ist es tatsächlich sein wirkliches Problem.

Das nächste Gespräch führe ich mit einem, dessen ‘Entlassung’ unmittelbar bevorsteht. Er erzählt von all seinen Plänen. Von seinen Hoffnungen auf eine bessere Zukunft. Von der Angst, wieder dort zu landen, wo er schon einmal war – und wahrscheinlich noch viel tiefer als je zuvor.

Bei der Info wird ein Film gezeigt, der mir unter die Haut geht. Zwar hatte ich diesen Film (mit Günther Lambrecht) schon einmal gesehen, aber diesmal beeindruckt er mich nachhaltig. Es ist die Geschichte eines Alkoholikers, der nach seiner Therapie an der Realität scheitert. Zwar hat er die besten Vorsätze, doch seine Umwelt nimmt auf ihn keine Rücksicht. Er wird immer wieder zum Trinken animiert. Als dann noch Probleme hinzukommen, ist er bereits in der frühen Phase seiner Abstinenz rückfällig. Im Grunde genommen hatte er keine Chance. Dieser Film sagt mir, wie wichtig mein Umfeld für mich werden wird.

Heute lerne ich auch die sogenannte  ‘Wochenbilanz’ kennen. Es ist nur ein Zettel, der auszufüllen ist. Darin muss jedes Gruppenmitglied eine kurze Wochenbilanz ziehen: was hat mir gefallen, was hat mir nicht gefallen und was nehme ich mir vor. ‘Ob du das nun ausfüllst oder nicht’,  meint der kleine Schwarzhaarige mit der Brille und lacht verlegen. ‘Das ist doch sowieso alles nur Mist.’

Finde ich nicht. Wann habe ich denn das letzte Mal mir Gedanken über das gemacht, was passierte? Wann habe ich das letzte Mal aufgeschrieben, was mir gefiel? Nein, das ist kein Mist, das ist etwas, was mir verdammt viele Ansatzpunkte bringen wird.

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